Johann Friedrich Reichardt (1752 - 1814) - Es steht auf festem Grunde
ein festes Haus gebaut, das weitum in die Runde nach allen Landen schaut. Es hält auf seinen Zinnen das Kreuz getreulich Wacht; drum wohnt sich's traulich drinnen, ob's draussen stürmt und kracht.
- Und wenn am Strahl der Sonne
sein Banner sich entrollt, so grüssen wir mit Wonne sein Schwarz und Weiss und Gold: Denn nur auf ernstem Grunde kann hell die Reinheit blühn und nur mit ihr im Bunde die Freude golden glühn.
- O Haus so lieb und teuer,
wo Hand in Hand sich schlingt, wo frisch das heil'ge Feuer von Herz zu Herzen dringt, wo stets noch sonder Reue die Lust im Jubel flog, du Haus der Brudertreue, o Wingolf, lebe hoch!
- Wer trat in deinen Frieden
und fand nicht Lieb und Glück? Wer ist hinausgeschieden und sehnt sich nicht zurück? So kommt von Süd und Norden, kommt her von Ost und West! Heut ist's gegründet worden, heut feiern wir sein Fest.
- Neu sei das Wort beteuert,
dem dieser Bau entstammt; hell sei die Glut erneuert, die uns in ihm entflammt! Und sind wir längst gegangen, vielleicht zur Gruft hinein, mögst du noch blühend prangen, o Wingolf, hehr und rein!
1867 Viktor von Strauß und Torney (1809 - 1899)
|