Falkensteiner Bund - 1 - Ach, das Exmatrikulieren

Examenscantus der Zähringia

um 1840

Ach, das Exmatrikulieren ist ein böses Ding, ja, ja!
Mich befällt ein leises Frieren, denk ich der Examina.
Mir wird bang und immer bänger, denn die schöne Zeit ist aus!
Zögern darf ich nun nicht länger, muss zurück ins Vaterhaus!
Der Papa, der schreibt posttäglich: "Lieber Sohn, bist fertig Du?"
Fertig? Ja, und das ist kläglich, fertig mit dem Geld im Nu.
Aber sollte ich mich zeigen fertig in Gelehrsamkeit?
Ach, ich kann mir's nicht verschweigen, darin kam ich nicht zu weit.
Wohlgespitzt die scharfe Feder und den Spicker tintenvoll,
sass ich da vor dem Katheder, dem der Weisheit Wort entquoll.
Alles wurde nachgeschrieben in den Heften schwarz auf weiss;
doch da ist es auch geblieben, in den Kopf kam nicht mein Fleiss.
Hatte ja soviel zu denken an Kommers und Komitat;
musste meinen Sinn oft lenken zum fidelen Burschenstaat.
Ei, da war gar lang zu sparen, wusste kaum noch, wo und wie;
fehlt es mir auch an dem Baren, an dem Bären fehlt es nie!
Ach, ich kann mir's nicht verhehlen, wie so bang dem Studio,
dass er nur zu den Fidelen nicht auch zu den Musen floh.
Aber scheid ich aus mit Schmerzen von der trauten Freunde Zahl,
fühl ich doch im reinen Herzen nicht der Reue bittre Qual.

vor 1842
Wilhelm Gabriel (1784 - 1864)