Deutsch Francais

82 - Die Lindenwirtin

Melodie

Franz Abt, 1878

  1. Keinen Tropfen im Becher mehr und der Beutel schlaff und leer,
    lechzend Herz und Zunge. 
    "Angetan hat mir's dein Wein, deiner Äuglein heller Schein,
    Lindenwirtin, du junge, Lindenwirtin, du junge!"

  2. "Angekreidet wird hier nicht, weil's an Kreide uns gebricht,"
    lacht die Wirtin heiter.
    "Hast du keinen Heller mehr, gib zum Pfand dein Ränzel her,
    aber trinke weiter !"

  3. Tauscht der Bursch sein Ränzel ein gegen einen Krug voll Wein,
    tät zum Gehen sich wenden. 
    Spricht die Wirtin:  "Jun­ges Blut,  hast ja Mantel,  Stab und Hut; 
    trink und lass dich pfänden!"

  4. Da vertrank der Wanderknab Mantel,  Hut und Wander­stab, 
    sprach betrübt:  "Ich scheide. 
    Fahre wohl du kühler Trank,  Lin­denwirtin jung und schlank, 
    liebliche Augen­weide!"

  5. Spricht zu ihm das schöne Weib:  "Hast ja noch ein Herz im Leib; 
    lass mir's trauter Wandrer !" 
    Was geschah ?  ?  Ich tu's euch kund:  Auf der Wirtin rotem Mund
    brannte heiss ein andrer.

  6. Der dies neue Lied erdacht,  sang's in einer Sommernacht
    lustig in die Winde. 
    Vor ihm stund ein volles Glas,  neben ihm Frau Wirtin sass
    unter der blühenden Linde.

1874, Rudolf Baumbach (1840 - 1905)

  1. Als der Lindenwirt dies sah, was mit seiner Frau geschah,
    hielt er es für Sünde.
    Nahm des Wandrer's Wanderstab, schlug damit den Wandrer ab
    unter der blühenden Linde.
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